So sollte der Garten für den Menschen

etwas ohne und jenseits der Natur sein;

eine Seite aus einer alten Romanze,

eine Szene im Märchenland,

ein Tor, durch das die Phantasie in

eine Welt der Träume treten und

sich über die nüchternen Realitäten

des Lebens erheben kann.

 

                                                Sir John Sitwell

                     Essay über den Garten und seine Entstehung

 

 

 

Ich könnte mich glücklich schätzen,

wenn ich durch die Verschönerung

der Natur oder die größere Annäherung an sie oder, besser noch,

durch die Erfahrung ihrer Präsens

die Menschen dazu bringen könnte,

sie zu lieben;

von unseren Gärten würde uns das weiterbringen..........

und die Götter, hundertmal glücklicher als auf dem Olymp,

würden die Menschen bitten,

bei ihnen sein zu dürfen.

 

                                 Charles-Joseph de Ligne

 

 

 

Duldsam

 

Des morgens früh, sobald ich mir

Mein Pfeifchen angezündet,

Geh ich hinaus zur Gartentür,

die in den Garten mündet.

 

Besonders gern betracht ich dann

Die Rosen, die so niedlich;

Die Blattlaus sitzt und saugt daran

So grün, so still, so friedlich.

 

Daß keine Rose ohne Dorn,

Bringt mich nicht aus dem Häuschen.

Auch sag ich ohne jeden Zorn:

Kein Röslein ohne Läuschen!

 

                                                Wilhelm Busch

 

 

 

Sommerlied

 

Geh aus mein Herz und suche Freud

In dieser schönen Sommerzeit

An deines Gottes Gaben;

Schau an der schönen Gärten Zier

Und siehe, wie sie mir und dir

Sich ausgeschmücket haben.

 

                                                   Paul Gerhard

 

 

Der Kindergarten

 

Der Kindergarten ist ein Paradies,

Die kleinen Kinder sind die Engel drin

Und spielen, von der Liebe nur bewacht.

Wie freun sie sich des schönen Sonnenscheins,

des blauen Himmels,

 jedes Schmetterlings

Und jedes Vogels, den sie flattern sehn,

Und jedes Blümeleins am Gartenhag!

 

                         August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

 

 

 

Die Pinie scheint zu horchen,

die Tanne zu warten:

und beide ohne Ungeduld:

-sie denken nicht an den kleinen Menschen unter sich,

den seine Ungeduld und Neugierde auffressen.

 

                                                Friedrich Nietzsche

                           Menschliches, Allzumenschliches

 

 

 

Von den heimlichen Rosen

 

 

Oh, wer um alle Rosen wüßte,

die rings in stillen Gärten stehn-

oh, wer um alle wüßte, müßte

wie im Rausch durchs Leben gehen.

 

                                         Christian Morgenstern

 

 

 

Weit und schön ist die Welt

 

Weit und schön ist die Welt,

doch wie dank ich dem Himmel

daß ein Gärtchen beschränkt,

zierlich mein eigen gehört.

Bringet mich wieder nach Hause!

Was hat ein Gärtner zu reisen?

Ehre bringt´s ihm und Glück,

wenn er sein Gärtchen versorgt.

 

                               Johann Wolfgang Goethe

 

 

 

Gedanken bei dem Fall der Blätter im Herbst

 

In einem angenehmen Herbst,

bei ganz entwölktem heiterm Wetter,

Indem ich im verdünnten Schatten,

bald Blätter-loser Bäume, geh,

Und des so schön gefärbten Laubes

annoch vorhandnen Rest beseh,

Befällt mich schnell ein sanfter Regen,

von selbst herabgesunkner Blätter.

 

                                                  Heinrich Brockes

 

 

Dem, der einen Garten und

eine Büchersammlung besitzt, fehlt es an nichts!

 

                                                          Cicero

 

 

Voll Blüten

 

Wie Blüten gehen Gedanken auf,

hundert an jedem Tag-

lass blühen! Lass dem Ding den Lauf!

Frag nicht nach dem Ertrag!

 

Es muss auch Spiel und Unschuld sein

und Blütenüberfluss,

sonst wär die Welt uns viel zu klein

und Leben kein Genuss.

 

                                                      Hermann Hesse